Digitale Barrierefreiheit verstehen & richtig umsetzen

Digitale Barrierefreiheit bedeutet, digitale Inhalte und Technologien so zu gestalten, dass sie für alle Nutzer, unabhängig von ihren körperlichen oder kognitiven Fähigkeiten, zugänglich sind.

Nach Angaben von Aktion Mensch sind rund 30% der Internetnutzerinnen und Nutzer auf digitale Barrierefreiheit angewiesen. Die digitale Barrierefreiheit kommt jedoch letztendlich uns allen zugute, da sie digitale Inhalte und Services insgesamt benutzerfreundlicher und verständlicher macht.

Definition: Was ist Digitale Barrierefreiheit?

Digitale Barrierefreiheit bezieht sich auf die Gestaltung von Websites, Anwendungen und digitalen Technologien auf eine Weise, die den Zugang und die Nutzung für Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten ermöglicht.

Sie umfasst Prinzipien und Techniken zur Verbesserung der Interaktion für Nutzer mit Sehbehinderungen, Hörbehinderungen, motorischen Einschränkungen und kognitiven Beeinträchtigungen.

Das Ziel ist es, digitale Inhalte universell zugänglich zu machen, indem technische Standards und Richtlinien eingehalten werden, wie sie unter anderem von der Web Accessibility Initiative (WAI) des World Wide Web Consortiums (W3C) entwickelt wurden.

Barrieren und Einschränken in der digitalen Welt

Unsere Tabelle bietet einen Überblick über verschiedene Arten von Einschränkungen, die damit verbundenen digitalen Barrieren und Maßnahmen, wie diese Barrieren überwunden werden können. Ziel ist es, eine inklusive digitale Umgebung zu schaffen, die jedem Einzelnen gerecht wird.

Art der Einschränkung Barrieren Behebung
Sehbehinderung Schlecht kontrastierende Farben, fehlende Alt-Texte für Bilder, nicht zugängliche Videos Nutzung von hohem Kontrast, Bereitstellung von Alt-Texten für Bilder, Untertitel und Audiodeskriptionen für Videos
Hörbehinderung Fehlende Untertitel in Videos, Audiodeskriptionen und Transkripte Bereitstellung von Untertiteln, Transkripten und Audiodeskriptionen für Audio- und Videomaterial
Körperliche Einschränkungen Schwierigkeiten bei der Bedienung der Maus oder Tastatur, lange Navigationen Unterstützung von Tastaturkürzeln, Sprachbefehlen, Anpassungsfähigkeit der Benutzeroberfläche
Kognitive Einschränkungen Komplexe Navigation, unklare Inhalte oder Anweisungen, Zeitdruck Vereinfachte Navigation, klare und konsistente Inhalte, Möglichkeit, Zeitlimits zu verlängern
Sprachliche Barrieren Komplexe Sprache, fehlende mehrsprachige Unterstützung Einfache Sprache, Bereitstellung von Inhalten in mehreren Sprachen, visuelle Unterstützung

Checkliste mit notwendige Schritten

Ein umfassendes Bewusstsein für digitale Barrierefreiheit in der Gesellschaft ist essenziell! Die Realisierung einer barrierefreien digitalen Umgebung sollte zur Norm werden. Diese Checkliste können Sie hier als PDF kostenlos herunterladen.

Folgendes prüfen: Beschreibung
1. Angemessene Schriftgröße Texte sollten ohne Zoom lesbar sein, mit der Möglichkeit, die Schriftgröße anzupassen.
2. Hoher Farbkontrast Texte und wichtige Elemente müssen einen hohen Kontrast zum Hintergrund aufweisen.
3. Klare Schriftarten Verwendung von gut lesbaren Schriftarten für alle Texte.
4. Alternativer Text für Bilder Alle Bilder sollten aussagekräftige Alt-Texte haben.
5. Tastaturnavigation Die Website muss vollständig über die Tastatur navigierbar sein.
6. Untertitel und Transkripte Bereitstellung von Untertiteln und Transkripten für Audio- und Videoinhalte.
7. Vermeidung von Blinken und Flackern Vermeiden Sie Elemente, die blinken, flackern oder sonstige Ablenkungen verursachen.
8. Zugängliche Formulare Formulare sollten klar beschriftet sein und eine logische Tab-Reihenfolge aufweisen.
9. Überschriftenebenen Korrekte Verwendung von Überschriftenebenen zur Strukturierung des Inhalts.
10. Sprunglinks Bereitstellung von Sprunglinks, um die Navigation zu erleichtern.
11. ARIA-Landmarks Nutzung von ARIA-Landmarks zur Verbesserung der Struktur und Navigation.
12. Responsive Design Die Webseite sollte auf verschiedenen Geräten und Bildschirmgrößen nutzbar sein.
13. Links deutlich machen Links sollten eindeutig als solche erkennbar sein, auch ohne Farbunterschiede.
14. Einfache Sprache Verwendung einer einfachen Sprache zur Verbesserung der Verständlichkeit.
15. Anpassbare Benutzeroberfläche Benutzer sollten in der Lage sein, die Darstellung der Webseite anzupassen.
16. Vermeidung von automatischem Audio Automatische Audioausgabe sollte vermieden oder steuerbar sein.
17. Klarheit der Navigation Die Navigation sollte intuitiv und konsistent gestaltet sein.
18. Zugängliche PDFs PDF-Dokumente müssen für Screenreader zugänglich sein.
19. Zugänglichkeit von Multimedia Stellen Sie sicher, dass multimediale Inhalte zugänglich sind (z.B. durch Audiodeskription).
20. Überprüfung und Tests Regelmäßige Überprüfung der Zugänglichkeit durch Tests mit realen Nutzern und Tools.
21. Inhalte als Audio verfügbar Die Möglichkeit Textinhalte als Audiofile abzuspielen.

Wie Sie zur Inklusion in der Digitalisierung beitragen können

Mit diesen drei einfachen Tipps können Sie einen bedeutenden Unterschied machen und ein Vorbild für andere sein:

1) Wenn Sie Inhalte im Internet, etwa über soziale Medien, veröffentlichen:
Stellen Sie sicher, dass diese Inhalte durch Bild, Text und Ton für alle verständlich sind. Dies wird durch das Mehrkanal-Prinzip unterstützt, z.B. mittels Alternativtexten für Bilder, Untertiteln bei Videos und Audiobeschreibungen für Texte.
Achten Sie auf einfache Ausdrucksweise, um die Verständlichkeit zu gewährleisten. Auf Webseiten kann zusätzlich eine leichte Sprache verwendet werden.

2.) Wenn Sie zu virtuellen Veranstaltungen einladen:
Entscheiden Sie sich für Anbieter und Online-Tools, die möglichst barrierefrei sind.

3.) Wenn Sie mit (mobilen) Webseiten arbeiten:
Überprüfen Sie deren Barrierefreiheit. Fragen, die Sie sich dabei stellen sollten, umfassen:

  • Können Inhalte von Screenreadern erfasst oder mittels Tastatur bedient werden?
  • Ist die Struktur der Webseite logisch aufgebaut?
  • Sind die Farbkontraste ausreichend stark?

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